Vielfalt fördern durch naturnahes Gärtnern

Zwar steht die Klimakrise oft mehr im Fokus als das Artensterben, aber der rasante Verlust der biologischen Vielfalt bedroht ebenfalls die Lebensgrundlagen der Menschen, betont jetzt der BUND. Ursachen hierfür sind der Rückgang und die Veränderung der Lebensräume der Tiere und Pflanzen, z.B. durch Siedlungs-, Gewerbe- und Straßenbau, Pflanzenschutzmittel oder Lichtverschmutzung. Hier sind Politik und Verwaltung gefordert, in die Wiederherstellung der Natur zu investieren. Aber auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon lässt sich Einiges für die Artenvielfalt tun. Der BUND gibt jetzt hilfreiche Tipps.
„Ökologisch gärtnern hilft nicht nur Insekten wie Wildbienen, sondern auch Säugetieren, Vögeln und vielen weiteren tierischen Gartenbesuchern. Gärten erfüllen so mehrere Zwecke: Sie sind schön anzusehen, sind Oasen der Erholung und nützlich für den Erhalt unserer Biodiversität“, sagt Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe. „Schon mit ein paar Handgriffen und Tricks kann der heimische Garten zu einem wertvollen und gesunden Lebensraum für Schmetterlinge, Igel & Co. werden. Wer den eigenen Garten naturnah und ökologisch anlegt, kann damit der Natur viel Gutes tun.“ Mit den folgenden Tipps schaffen Gartenbesitzer*innen in den kommenden Monaten nicht nur einen gesunden und bunten Garten, sondern kultivieren auch eine Oase für die heimische Artenvielfalt:
- Klimafreundlich gärtnern: Verwenden Sie nur torffreie Erde und leisten Sie so Ihren Beitrag zum Schutz unserer Moore. Denn intakte Moore sind Hotspots der Artenvielfalt und nebenbei auch noch gigantische Kohlenstoffspeicher.
- Keine Gifte einsetzen: Verwenden Sie im Garten oder auf dem Balkon keine chemisch-synthetischen Pestizide und Dünger. Unerwünschte Kräuter im Beet sollten, falls erforderlich, gejätet werden, und gegen ungewollte Insekten helfen Nützlinge wie Marienkäfer und Schlupfwespen. Beim Kauf von Pflanzen sollte zudem auf Bio-Siegel geachtet werden, die garantieren, dass die Pflanzenanzucht ohne den Einsatz von Insektiziden stattgefunden hat. Denn sogar Rückstände an den Pflanzen sind ein Risiko für heimische Insekten, wenn die Gifte im Nektar und Pollen enthalten sind.
- Nur heimische Pflanzen: Exotische und stark gezüchtete Pflanzen bieten unseren Tieren kaum Nahrung. Eine Hecke aus verschiedenen heimischen Sträuchern gibt mehr Tierarten Nahrung und Lebensraum als eine Monokultur.
- Fruchttragende Sträucher: Einheimische Vögel ernähren sich von Holunder, Kornelkirsche oder Pfaffenhütchen. Kirschlorbeer, Thuja oder Bambus bieten ihnen nichts.
- Seltener und später mähen: Wer dem Rasen Zeit zum Wachsen gibt, der fördert Lebensraum für Bienen, Wildbienen und Schmetterlinge. Nektar- und pollenhaltige Wildkräuter wie Klee, Margeriten, Wiesensalbei, Kriechender Günsel oder Ehrenpreis vertragen keinen häufigen Schnitt. Wer häufig mäht, verhindert die Entwicklung dieser für Insekten wertvollen Pflanzen. Und wenn Sie das gemähte Gras abräumen und so dem Boden Nährstoffe entziehen, etablieren sich im Laufe der Zeit noch mehr Wildkräuter mit zahlreichen bunten Blüten.
- Rauf aufs Beet: Der Rasenschnitt kann als Mulch-Material locker auf die Gemüsebeete oder um Beerensträucher gestreut werden. So kommen Wildkräuter nicht hoch und man spart sich das häufige Jäten. Außerdem schützt Mulchen vor dem Austrocknen des Bodens.
- Wilde Ecke, volles Leben: Lassen Sie Wildnis zu und Gräser und Kräuter stehen. Brennnesseln, Salweide und Brombeere beispielsweise sind Futter für Schmetterlingsraupen, Laub- und Reisighaufen dienen als Verstecke für Igel und Co.
- Stehen lassen: Abgestorbene Staudenstängel sind gelegentlich innen hohl und kleine Tiere können darin überwintern. Manchmal hängen auch Beeren oder Samen dran, die Vögel im Winter fressen können.
- Totholz ist lebendig: Absterbendes Holz ist für viele Insekten als Wohnung, Nahrung oder Baumaterial wichtig.
- Wildbienen fördern: Wenn Sie einen ganz besonderen Lebensraum in Ihrem Garten schaffen möchten, legen Sie ein sogenanntes Sandarium an.
- Naturnaher Gartenteich: Im Wasser tummelt sich Leben. Sie helfen damit Libellen, Vögeln und Amphibien, Lebensräume, Futter und Trinken zu finden.
- Wasser anbieten: Im Sommer eine flache Schale Wasser im Garten aufstellen. Vögel, Wespen und andere Insekten können hier ihren Durst löschen. Legen Sie einen flachen Stein in die Schale, damit die Insekten auch wieder herauskommen.
Weitere Infos
Pestizidfreier Garten

Der BUND weist jetzt zu Beginn der Gartensaison darauf hin, dass zwar die Landwirtschaft das Haupteinsatzgebiet für Pestizide ist, aber auch Haus- und Kleingärtner*innen eifrig mit der Giftspritze hantieren. Nach Recherche des Umweltverbandes werden in Deutschland jährlich über 500 Tonnen Pestizide, darunter auch das Breitband-Herbizid „Roundup“, in privaten Gärten verteilt. Dort schädigen sie die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Der BUND appelliert daher an alle Hobbygärtner*innen, auf Pestizide im Garten zu verzichten und stattdessen Schädlinge biologisch zu bekämpfen.
„Pestizide reichern sich im Boden, in Gewässern und der Nahrungskette an“, betont Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe. „Wer selbst Gemüse und Obst anbaut, sollte deshalb auf die so genannten Pflanzenschutzmittel verzichten und Verfahren der biologischen Schädlingsbekämpfung nutzen.“ Dabei seien beim biologischen Pflanzenschutz vorbeugende Maßnahmen grundlegend, um Pflanze und Boden gesund zu halten. So ist immer der Anbau heimischer Pflanzen besser. Sie sind an den jeweiligen Boden angepasst und somit robuster. Nutzpflanzen sollte man zudem möglichst in Mischkulturen pflanzen, da bestimmte Arten dann die Fressfeinde ihrer Nachbarn verdrängen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Beachtung einer Fruchtfolge, sie beugt der Auslaugung des Bodens vor.
„Zur biologischen Schädlingsbekämpfung eignen sich übrigens ganz wunderbar Pflanzenjauchen oder –tees“, gibt Quellmalz einen Tipp. „Sie wirken schnell und sind nicht giftig.“ Brennnesselsud wirkt beispielsweise gegen Blattläuse und Spinnmilben und ist zugleich ein Dünger. Wermuttee vertreibt Ameisen, Blattläuse, Raupen und Gemüsefliegen. Auch mechanische Maßnahmen können sinnvoll sein. Feine Netze sind eine Barriere für Gemüsefliegen. Kragen an den Kohlpflanzen verhindern die Eiablage der Kohlfliege. Asche, Holzwolle oder Steinmehl kann um schneckengefährdete Pflanzen gestreut werden. Auch dichte niedrige Zäune stoppen Schnecken. Mit höheren Zäunen lassen sich zudem Hasen und Kaninchen fernhalten, soweit sie in die Erde eingegraben sind.
Der BUND wirbt außerdem für die naturnahe Gestaltung der Gärten. „Bereits kleinere Flächen sind, wenn sie ökologisch gestaltet werden, ein wertvolles Stück Natur“, berichtet der BUND-Sprecher. „Vor allem in Städten bieten naturnahe Gärten Insekten und Pflanzen zusätzlichen Lebensraum.“ Diese Kleinstbiotope beleben das Stadtklima positiv und binden Staubpartikel. Besonders wertvoll sind unversiegelte Flächenstücke auch deshalb, weil durch sie das Regenwasser in den Boden sickert. „Statt teurer, exotischer oder gezüchteter Pflanzen sollten in einem naturnahen Garten ausschließlich heimische Gewächse gepflanzt werden, die der Insektenwelt die notwendige Nahrung bieten“, rät Quellmalz. „Auch kann man einfach mal wachsen lassen, was sich von selbst ansiedelt.“ Heimische Bäume bereichern zudem die Tierwelt: So können auf einer Birke bis zu 230 Insektenarten leben, und ein Vogelbeerbaum bietet Futter für 63 Vogelarten.
Der BUND-Ratgeber „Naturschutz beginnt im Garten“ bietet reichlich Tipps zum naturnahen Gärtnern und ist für 5,- Euro unter www.bundladen.de erhältlich. Weitere Infos gibt es auch beim BUND-Bundesverband unter www.bund.net/umweltgifte/pestizide/haus-und-kleingaerten/