Region Weser-Elbe

Verachtet das Sportamt die Umwelt?

Baumfällungen nicht ohne Ersatzpflanzungen!  (pixabay.com)

Bremerhaven, 6. Dezember 2018. Der BUND Unterweser rügt jetzt das Bremerhavener Amt für Sport und Freizeit, weil es auch in diesem Jahr wieder Bäume fällen, aber keine neuen Bäume als Ausgleich dafür nachpflanzen lässt. Der Umweltverband fordert daher den Magistrat der Stadt auf, in der jetzigen Pflege- und Fällsaison das Amt für Sport und Freizeit verbindlich zu verpflichten, die erforderlichen Nachpflanzungen für jeden im Sportbereich gefällten Baum durchzuführen. Alternativ solle der Magistrat die dafür erforderlichen Mittel aus dem Haushalt des Amtes einbehalten, so der BUND.

„Das Sportamt handelt auch in diesem Jahr nach dem Motto ´Die Natur ist uns doch egal´“, ist Dr. Eike Rachor, Vorsitzender des BUND Unterweser, erbost. „Bereits 2016 forderten wir, dass auch das Amt für Sport und Freizeit die Regeln der Landes-Baumschutzverordnung bei Baumfällungen einzuhalten hat.“ Ob ein Baum tatsächlich zu fällen sei, weil er Gefahr bringen und Pflegemaßnahmen den Baum nicht erhalten könnten, entscheiden in der Regel das Umweltschutzamt sowie das Gartenbauamt als Fachbehörde. Beide stimmen sich seit vielen Jahren über zu fällende Bäume intensiv ab. Rachor: „Wenn gefällt werden muss, dann sind möglichst Nachpflanzungen in direkter Nähe des zu fällenden Baumes zu erbringen. Ersatz an anderer Stelle kommt nur in Frage, wenn Nachpflanzungen vor Ort nicht möglich sein sollten.“ Diese Regeln gelten auch für alle Bürger in der Stadt Bremerhaven.

Nicht so jedoch womöglich für das Amt für Sport und Freizeit, kritisiert jetzt der BUND. Bei der Durchsicht der neuen Baumfällliste für den kommenden Winter 2018/2019 sei wieder festzustellen, dass von diesem Amt keinerlei Nachpflanzungen vorgenommen würden. „Die Natur mit Insekten und Vögeln ist dem Amt wohl gleichgültig, und die klimaschützende und luftreinigende Wirkung von Bäumen ignorieren die Verantwortlichen in diesem Amt“, kritisiert der BUND-Chef. „Die Sichtweise, für Umweltschutz seien andere zuständig, ergibt sich auch aus den Antworten des Sportamtes 2016 und 2017 auf unsere Kritik.“ Mit seiner Argumentation, man habe „kein Geld, also keine Ersatzpflanzungen“, verletze das Sportamt nach Ansicht des BUND die auch ihm obliegenden Pflichten. Darüber hinaus komme in dieser Haltung eine tiefe Verachtung vieler Bürgerinnen und Bürger zum Ausdruck, meint Rachor, denn die Bevölkerung könne sich auch bei schmalem Einkommen nicht über die Baumschutzregeln und ökologische Erfordernisse hinwegsetzen. Das aber tue das Amt für Sport und Freizeit seit mehreren Jahren. Der BUND fordert nun vom Magistrat, diesem Verhalten Einhalt zu gebieten.

Baumfällliste Bremerhaven Saison 2018/2019


Mehr ökologische Gehölzpflege!

An dieser Stelle wurde das gesamte Unterholz entfernt. Lebensraum für Vögel ist so verloren gegangen.  (BUND Unterweser / H. Schühle)

Bremerhaven, 20. September 2018. In einem Schreiben appellierte der BUND Unterweser e.V. jetzt an die Bürgermeister von Beverstedt, Geestland, Hagen, Loxstedt, Schiffdorf und Wurster Nordseeküste, im kommenden Winterhalbjahr die Gehölzpflege naturschonender durchzuführen. In der Saison 2017/2018 hatten den BUND zahlreiche Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern über unnötige und nicht fachgerechte „Schneidearbeiten“ erreicht. Die Bürgermeister erhielten auch ein BUND-Merkblatt mit Tipps für die ökologische Gehölzpflege mit der Bitte um Weiterleitung an die zuständigen Stellen wie die Bauhöfe.

„Im letzten Winter ist auch wegen der vorangegangenen heftigen Herbststürme sehr intensiv an Bäumen und Sträuchern gearbeitet worden“, sagt Dr. Eike Rachor, Vorsitzender des BUND Unterweser . „In vielen Fällen war das zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit auch erforderlich.“ Das hätten auch viele Mitbürger eingesehen. „Dennoch sprachen uns mehrfach Anwohner wegen falscher und unsachgemäßer Schneidearbeiten an“, berichtet der Biologe. „Wir haben uns in vielen Fällen vor Ort davon überzeugt, dass die Kritik angebracht war.“ Beispielsweise wurde oft großflächig und ohne Schonung seltener Arten gearbeitet. Für Schutz und Nahrung von Tieren wäre es richtig gewesen, mindestens ein Drittel der betroffenen Hecke stehen zu lassen. Dies sei aber in der Regel nicht geschehen. Darüber hinaus beschädigten so genannte Schlägelgeräte die Gehölze so stark, dass nun Schädlinge wie Pilze eindringen können. Ein Nacharbeiten, um starke Gehölzverwundungen zu beseitigen, fand selten statt. Insbesondere war zudem in Einzelfällen der Sinn der Gehölzbearbeitungen und Rückschnitte nicht erkennbar, z.B. bei Sträuchern an kaum noch befahrenen Wegen. Außerdem wurde mitunter sehr spät und auch nach dem 28. Februar gearbeitet, so dass offensichtlich keine Zeit mehr für Nacharbeiten und gezieltes, sorgfältiges Vorgehen blieb. Besonders krasse Vergehen hatte der BUND zur Anzeige gebracht.

Eine Aufastung im April ist aus Vogelschutzgründen nicht akzeptabel.  (BUND Unterweser / E. Rachor)

„Diese Art der Gehölzpflege ist doppelt schädlich, zum einen für die Natur selbst, zum anderen aber auch wegen einer möglichen Nachahmung durch Privatpersonen“, kritisiert Rachor. „Für die Zukunft halten wir es für angebracht, für jede Gemeinde einen Pflegeplan zu erstellen, in dem die erforderlichen Maßnahmenbereiche und das zeitliche Vorgehen sowie besondere Vorgaben festgehalten sind.“ Vorgaben könnten zum Beispiel „abschnittsweise“, „auf Stock setzen“, „unter Schonung von z.B. Schlehen, Weißdorn, Schneeball, Gagel usw.“ sein. Damit die nächste Pflege nun stärker im Sinne der Natur erfolgt, hat sich der BUND Unterweser jetzt mit seinem Appell an die Bürgermeister gewendet. Der Umweltverband hofft, auf diesem Wege eine flächendeckende ökologische Gehölzpflege erreichen zu können. Auch Gewässer-Verbände und Straßenverwaltungen wurden angeschrieben.

Weitere Informationen

Das BUND-Papier zur ökologischen Gehölzpflege an Rändern von Straßen, Wegen und Gewässern gibt es hier. Weitere Infos gibt es auch im BUND-Büro, Borriesstraße 19 in Bremerhaven (Öffnungszeiten: 1. Dienstag im Monat 16 bis 17 Uhr, sonst dienstags bis 19 Uhr).



Schulerweiterung ohne Waldzerstörung!

Für eine Schulerweiterung in Langen sollen mind. 5.000 Quadratmeter des rund 100-Jahre-alten Waldes "Friedrichsruh" gerodet werden. Dabei gibt es Alternativen.  (BUND Unterweser)

Geestland-Langen, 19. Juli 2017. Der BUND Unterweser lehnt die geplante Rodung von Teilen des Waldes „Friedrichsruh“ zwischen der Debstedter Straße und dem Baumackerweg in der Stadt Geestland im Zuge der Erweiterung des Gymnasiums Langen strikt ab. Dabei gingen mindestens 5.000 qm Wald mit altem Baumbestand verloren, so der Umweltverband. In einem Schreiben hat der BUND jetzt an den Bürgermeister der Stadt Geestland, Thorsten Krüger, appelliert, sich für den dauerhaften Erhalt des schützenswerten Waldes einzusetzen und das Gymnasium ohne Waldzerstörung zu erweitern.

„Für uns ist das geplante Vorhaben nicht nachvollziehbar, wenngleich auch wir davon ausgehen, dass der Bedarf an neuen Schulräumen steigen dürfte“, sagt Winfried Gusky, Vorstandsmitglied vom BUND-Regionalverband Unterweser e.V.. Auf einer Fläche von 5.000 qm soll für eine Schulerweiterung eine Vielzahl von Bäumen gefällt werden. Bei einer Baugrund-Erschließung über die Debstedter Straße würde sich die Beeinträchtigung für den Wald nochmals vergrößern. „Alles in allem droht eine Zerstörung und Beeinträchtigung einer Waldfläche in der Größe eines Fußballfeldes. Das ist nicht akzeptabel, zumal es nach Prüfung der öffentlich zugänglichen Sitzungsprotokolle durchaus auch wirtschaftlich akzeptable Alternativen gibt, die nicht zu Lasten des Waldes gehen“, ist Gusky überzeugt. Beispielsweise ist in den Protokollen eine Variante genannt, nach der auf dem vorhandenen Gelände ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes und energietechnisch zukunftsweisendes Gebäude errichtet werden könnte. Gusky: „Bei Ausrichtung auf den Passivhaus-Standard wären die höheren Baukosten auf dem vorhandenen Gelände durch den wirtschaftlicheren Betrieb in den Folgejahren mehr als ausgeglichen. Gleichzeitig hätte ein solches Gebäude angesichts der Folgen des Klimawandels eine hervorragende Vorbildfunktion für die Zukunftsbildung der Schüler.“

Der Wald „Friedrichsruh“ wurde im Sinne des Gemeinwohls von dem Bremerhavener Stadtdirektor Adolf Hagemann 1908 auch zum Schutz der Wasserversorgung angelegt (s. Link Georg Besell unten). In nun über 100 Jahren entwickelte sich die Anlage mit einem besonderen Altbaumbestand aus Rotbuchen, Eichen und einigen Ahörnern zu dem heute unter besonderen Schutzaspekten zu betrachtenden Wald. Aus Naturschutzgründen sind die dort befindlichen Bäume und andere Pflanzen in ihrem Zusammenspiel besonders wertvoll, insbesondere hinsichtlich Arten und Alter. Diese alten vitalen Bäume bilden einen besonderen Genpool. „Die dort lebende Tierwelt braucht diesen Lebensraum gerade im stadtnahen Bereich“, betont Gusky. „Hier leben Fledermäuse, Vögel, Insekten und Kleinsäuger, die zum Teil geschützt sind. Mit jedem Verlust an Waldfläche, geht für Mensch und Natur ein Stück Lebensqualität verloren. Dies schließt nach unserer Auffassung eine Bebauung dieser Waldfläche dauerhaft aus.“ Das besondere öffentliche und naturschutzfachliche Interesse am Erhalt dieses Waldes sei höher zu bewerten, als das Interesse, eine Schulerweiterung genau an dieser Stelle durchzusetzen. Denn der Wald habe nur einen Standort. Für die Schulerweiterung gäbe es aber umsetzbare und wirtschaftlichere Alternativen an anderer Stelle außerhalb des Waldes. Der BUND fordert daher Bürgermeister Krüger auf, im Sinne der Nachhaltigkeit zu handeln und den Wald „Friedrichsruh“ zu erhalten.

Weiterführende Links

  • Pressemitteilung des BUND Bremen vom 12. Juni 2017 "Stadtgrün durch Wohnungsbau bedroht? - Konflikt zwischen Stadtgrün und Wohnbauflächen entschärfen". Mehr...
  • Georg Besell, „Die ersten Hundert Jahre Bremerhavens“ von 1926 bis 1927, Seite 564. Mehr...