Heckenpflege bitte mit Rücksicht auf Wildtiere
Hecken im Garten sind schön fürs Auge, halten unerwünschte Blicke fern und schützen vor ungemütlichem Wind. Gleichzeitig dienen sie Insekten, Vögeln und Kleinsäugern das ganze Jahr über als wertvoller Lebensraum. Umso wichtiger ist es laut BUND, bei der Heckenpflege einige Regeln zu beachten. Denn derzeit greifen viele Hobbygärtnerinnen und –gärtner schon zur Heckenschere.
„Während der Brutzeit von Vögeln darf eine Hecke nicht geschnitten werden, um die Aufzucht der Jungvögel nicht zu stören“, betont BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe Bernd Quellmalz vom BUND Bremen. „Viele Singvögel haben im Juni sogar noch mit einer zweiten Brut begonnen, und manche Vogelarten brüten noch bis Ende Juli. Deshalb ist es ratsam, nicht vor Ende Juli zu schneiden und vor dem Schnitt auf jeden Fall nach belegten Nestern in den Sträuchern zu suchen.“ Sollten noch Nester vorhanden und belegt sein, muss der Schnitt verschoben werden. Nach Ansicht des BUND ist der beste Zeitpunkt für den Heckenschnitt Oktober oder November. Dann sind Jungvögel auf jeden Fall flügge, und Bäume und Sträucher haben Vegetationsruhe. Im Übrigen ist es gemäß Bundesnaturschutzgesetz (§39) nicht zulässig, Hecken „in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen oder zu beseitigen“. Erlaubt sind aber „schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen“.
„Es empfiehlt sich die Hecken erst am späten Nachmittag zu schneiden, da bei Sonnenschein die Schnittstellen zu sehr austrocknen“, rät Quellmalz. „Damit die Hecke unten dicht bleibt, sollte sie trapezförmig - unten breiter als oben - geschnitten werden.“ Langsam wachsende Hecken und Sträucher wie Geißblatt, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Schwarz-, Kreuz- oder Weißdorn sollten möglichst selten und ihre Neutriebe nur zu einem Drittel zurückgeschnitten werden. „Um Heckenbewohnern Ausweichmöglichkeiten zu bieten, ist es ratsam beim Schneiden abschnittsweise vorzugehen“, gibt Quellmalz einen wichtigen Tipp zum Schutz der Tierwelt. „Astquirle, also Verästelungen, sollten stehen gelassen werden, da dort Vögel bevorzugt ihre Nester bauen.“ Werden abgeschnittene Äste und Zweige an den Fuß der Hecke gelegt, können viele Tiere dies als zusätzliches Versteck nutzen. „Wenn genügend Platz im Garten vorhanden ist, kann das Schnittgut alternativ auch zur Anlage einer so genannten Benjes-Hecke verwendet werden“, empfiehlt der BUND-Sprecher. „Auf einer Länge von mindestens vier Metern wird dafür das entsprechende Baum- und Strauchmaterial einen Meter hoch bandartig aufgeschichtet und im Abstand von einem Meter jeweils ein heimischer und standortgerechter Strauch gepflanzt. Die Sträucher sollten den Wall aus Schnittgut überragen. Vögel und Wind tragen dann Samen von Kräutern und Sträuchern in die Hecke, wo sie geschützt keimen können.“
Heckenschnitt bitte frühestens ab Ende Juli
Der BUND bittet alle Gartenbesitzer, sich mindestens bis Ende Juli mit dem Hecken- und Strauchschnitt zu gedulden. Derzeit brüten viele Singvögel im Schutz des dichten Blattwerks. Sie könnten durch Schnittmaßnahmen so sehr gestört werden, dass sie ihre Brut aufgeben.
„In dieser Zeit werden gerade die Jungvögel von Amseln, Grünfinken, Grasmücken und Zaunkönigen flügge“, erklärt Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer in Bremerhaven. „Wer jetzt seine Sträucher schneidet, gefährdet wegen der Störung und möglicher Verletzungen den erfolgreichen Jungenaufwuchs. Außerdem sind die Nester für Beutegreifer wie Katzen nach dem Schnitt leichter auffindbar.“ Der Biologe appelliert an alle Gärtner*innen, vor dem Schnitt auf jeden Fall nach belegten Nestern in den Sträuchern zu suchen. In solchen Fällen muss der Schnitt verschoben werden. Manche Vogelarten brüten noch bis Ende Juli. Viele Singvögel beginnen im Juni sogar noch mit einer zweiten Brut. Unter Hecken könnten außerdem Igel ihre Heimstatt haben. Im Übrigen seien Wildtiere und ihre Lebensstätten gesetzlich geschützt und dürfen nicht beeinträchtigt oder zerstört werden.
Für Neupflanzungen von Hecken empfiehlt der BUND heimische Bäume und Sträucher, da dies automatisch den Schutz ansässiger Tiere bedeutet. Quellmalz: „Die Tierwelt hat sich sehr gut an die hiesigen Pflanzen angepasst. Auf Eichen können beispielsweise bis zu 300 Insektenarten leben. Bei Kastanien sind es lediglich vier.“ Auf heimischen Gehölzen leben bis zu sechsmal mehr Raupen als auf fremdländischen Sorten. Raupen sind die wichtigste Nahrungsquelle für Jungvögel. Viele Pflanzen seien darüber hinaus von der Bestäubung durch bestimmte Insekten abhängig.