Testaktion zum Weltbienentag

19. Mai 2025

BUND findet alarmierende Pestizidfunde in als „bienenfreundlich“ deklarierten Blühpflanzen / Belastete Blumen auch in der Region Weser-Elbe

Sandbiene  (Klaus Kuttig)

Besorgniserregende Ergebnisse brachte eine umfangreiche Testaktion des BUND Niedersachsen zutage. Im April wurden zahlreiche, als „bienenfreundlich“ deklarierte Pflanzen in Baumärkten, Supermärkten und Gartencentern in Niedersachsen auf Pestizide untersucht. Niedersächsische BUND-Gruppen sammelten insgesamt 85 Pflanzenproben in 43 Geschäften ein. In der Region Weser-Elbe beteiligten sich der BUND Unterweser und der BUND Schwanewede an der Aktion. Der BUND kritisiert den massiven Einsatz von gefährlichen Pestiziden, der nicht nur Insekten, sondern auch die menschliche Gesundheit gefährden kann.

„Fast alle Pflanzen enthielten Pestizide, teils in großem Umfang und hochgiftig, bis hin zu verbotenen Substanzen“, bemängelt Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe. „Das ist schon erschreckend und hat mit bienenfreundlich nichts zu tun!“ Insgesamt fand das Labor 561 Pestizidnachweise, im Durchschnitt 6,4 Pestizide je Pflanze. Über die Hälfte der Proben enthielten für Bestäubungsinsekten giftige Pestizide, in 35 Fällen Pestizide, die in der EU nicht mehr zugelassen sind, z.B. Bifenthrin und Diphenylamin. Auf fünf Pflanzen aus den Landkreisen Cuxhaven und Osterholz wurden insgesamt 13 Pestizide nachgewiesen. Der BUND kritisiert, dass im Gartenbau oftmals viel zu viele Pestizide eingesetzt werden, die zudem hochgiftig für Bestäuber sind. Lediglich 3 von 85 Proben wiesen keine Pestizidrückstände auf. Zudem ist der Begriff „bienenfreundlich“ nicht geschützt, wodurch Verbraucher*innen getäuscht werden können. „Anstatt Insekten also etwas Gutes zu tun, schadet man den Bienen sogar durch den Kauf stark belasteter, aber als „bienenfreundlich“ deklarierter Blühpflanzen“, warnt Quellmalz. In 33 Fällen wurden sogar Stoffe nachgewiesen, die das Potenzial haben, beim Menschen möglicherweise Krebs auszulösen oder Fruchtbarkeit und Erbgut zu schädigen, wie beispielsweise Epoxiconazol und Propiconazol. Nicht nur Zierpflanzen wiesen teils auffallend erhöhte Pestizidwerte auf, sondern auch Küchenkräuter, wie Rosmarin und Bohnenkraut. Darüber hinaus können Pestizidrückstände in unser Grundwasser gelangen und somit in den natürlichen Wasserkreislauf eindringen – mit dem Risiko, am Ende wieder in unserer Nahrung zu landen. „Obwohl Pestizide für uns unsichtbar sind, haben sie einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit“, betont Quellmalz. „Pestizide tragen zum weltweiten Artensterben bei, was langfristig durch fehlende Insekten unsere Ernährungssicherheit bedroht. Zudem stehen sie im Verdacht, schwerwiegende Krankheiten auszulösen.“ Kritisch sieht der BUND auch, dass die im Rahmen der Testaktion befragten Verkaufsstellen kaum Kenntnis über die Kulturmethoden ihrer Lieferbetriebe hatten. Nur wenn die Handelsstellen Verantwortung übernehmen und ihren Zulieferern konsequent strengeren Kontrollen unterziehen, können Gesundheit und Umwelt vor giftigen Pestiziden geschützt werden.

Tipps zum bienenfreundlichen Gärtnern

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Hintergrund:

Im Rahmen der Testaktion wurden in verschiedenen Städten und Landkreisen in Niedersachsen, unter anderem in Hannover, Celle, Lüneburg, Göttingen, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Vechta, Rotenburg, Wolfenbüttel, Stade, Osterholz und Salzgitter Pflanzenproben in verschiedenen Gartencentern, Baumärkten und Supermärkten gekauft und anschließend zentral in einem Speziallabor auf Pestizidrückstände analysiert. Der Fokus lag auf als „bienenfreundlich“ etikettierten Pflanzen. Alle Proben wurden mittels eines Multitests untersucht, der rund 600 Einzelsubstanzen erfasst. Die Auswertung erfolgte unter Nutzung des Ökotox-Index, der die Giftwirkung auf unterschiedliche Arten von Organismen in Luft, Wasser und Boden sowie die Schädlichkeit für Menschen, Boden und Gewässerpersistenz berücksichtigt.

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