BUND-Weihnachtsbaumtest 2023

BUND: Über zwei Drittel der Bäume mit Pestiziden belastet / auch Probe aus Bremen betroffen / BUND fordert Pestizidreduktion und gibt Tipps für umweltfreundliche Weihnachtsbäume

 (Tom Monsterkoi / pixabay.com)

Berlin / Bremen, 19. Dezember 2023. Der Weihnachtsbaum ist für viele Menschen unverzichtbar. Oft steht er schon vor dem 24. Dezember im Wohnzimmer. Aber wie ist der Baum die letzten Jahre gewachsen? Der BUND hat Weihnachtsbäume von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von Pestiziden untersuchen lassen. Bei 14 von insgesamt 19 getesteten Bäumen wurde das Labor fündig. Insgesamt wurden 15 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. Die Bäume wurden in Berlin, Bayern, Bremen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Sachsen gekauft. In der Probe eines Weihnachtsbaums aus einem Bremer Supermarkt wurden Pestizide wie Azoxystrobin, MCPA und Glyphosat festgestellt. Insbesondere Glyphosat gilt als „wahrscheinlich krebserregend und erbgutschädigend“.

"Viele Menschen wollen sich mit einem Baum zu Weihnachten ein Stück unbelastete Natur ins Haus holen“, erklärt Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin. „Doch unser Test zeigt: Beim Anbau von Weihnachtsbäumen auf Plantagen werden in großem Umfang Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt und ganz offenbar auch Wirkstoffe ohne Zulassung. Drei Jahre nach unserem letzten Test zeigt sich leider keine Veränderung hin zu mehr Biodiversitäts- und Umweltschutz." Katja Muchow, stellvertretende Geschäftsführerin BUND Bremen betont: „Weihnachtsbäume landen oftmals nach wenigen Tagen schon wieder vor den Haustüren und im Müll. Die Gifte, die beim Aufwuchs eingesetzt werden, bleiben jedoch viel länger in der Umwelt zurück und sind ein großes Problem für die Artenvielfalt. Sie gelangen in Böden, Luft und Gewässer. Sie töten und schädigen Nützlinge.“ Sechs der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen, Vögel, Regenwürmer, Fische oder Wasserorganismen. Das gerade wieder in der EU zugelassene Totalherbizid Glyphosat hat weitrechende, negative Auswirkung auf die Ökosysteme, weil es in großem Stil Futterpflanzen für Insekten vernichtet. In fünf Weihnachtsbäumen wurde Glyphosat im BUND-Test nachgewiesen, wie zum Beispiel in der Bremer Probe.

Vier Nordmanntannen enthielten sogar Pestizide, die in der EU generell oder für den Weihnachtsbaumanbau gar keine Zulassung haben. Solche Bäume dürften nicht verkauft werden. Dieser illegalen Praxis müssen die Behörden jetzt nachgehen, der BUND wird die zuständigen Pflanzenschutzdienste in Bayern, Berlin, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz informieren und Aufklärung einfordern.

Der BUND empfiehlt den Kauf von Bio-Weihnachtsbäumen. „Auf diesen Plantagen werden keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt“, erläutert Muchow. „Die nicht chemischen Alternativen sind bekannt und werden dort genutzt: Organischer Dünger und größere Baumabstände können den Einsatz von Fungiziden senken. Mit Landschaftselementen wie Blühstreifen, Hecken oder Steinhaufen werden Nützlinge angelockt, die Schädlinge im Griff halten. Und statt Glyphosat oder andere gefährliche Herbizide einzusetzen, kann gemäht werden. Auch eine Beweidung mit Schafen ist möglich.“ Zu empfehlen seien laut BUND ebenfalls Bäume aus ökologischer Waldwirtschaft, zu erkennen am FSC-Siegel.

Alternativ ließe sich auch ganz auf einen echten Baum erzichten. „Ökologischere Alternativen sind zum Beispiel Zweige von Nadelbäumen, Holzgestelle oder sonstige kreative Objekte aus Naturmaterialien, die geschmückt werden können“, gibt Muchow einen Tipp. Auch beim Weihnachtsbaumschmuck empfiehlt der BUND Naturmaterialien wie Holz, Stroh, Papier, bemalten Salzteig, Filz oder Wolle. „Der Plastikweihnachtsbaum ist aber keine Alternative“, weiß die BUND-Vertreterin. „Er besteht aus fossilen Rohstoffen und enthält oft schädliche Chemikalien wie Weichmacher und hat in der Regel lange Transportwege hinter sich.“

Der BUND-Weihnachtsbaumtest zeigt es erneut: Ohne gesetzliche Vorgaben und Kontrollen ist ein Wandel beim Pestizideinsatz nicht zu erreichen. Der BUND fordert die Bundesregierung auf, zügig ein nationales Reduktionsprogramm für Pestizide vorzulegen. Für das gerade von der EU wiederzugelassene Glyphosat müssen in den nächsten sechs Monaten strenge nationale Anwendungsberschränkungen erlassen werden. Die Landwirt*innen müssen bei der Anwendung von nicht-chemischen Alternativen unterstützt werden.

Hintergrund:

In Deutschland werden jährlich rund 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. 90 Prozent dieser Bäume stammen aus heimischer Produktion. Die meisten Weihnachtsbäume werden auf Plantagen kultiviert. Dafür werden rund 50.000 Hektar in Anspruch genommen, die größten Anbauregionen liegen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Rund 2,4 Millionen Weihnachtsbäume werden jährlich importiert, vor allem aus Dänemark.

Weitere Informationen: 


Weihnachten mal ohne Baum?

BUND rät zu Bio-Weihnachtsbäumen oder Selbstbau

Der selbstgebaute Weihnachtsbaum muss ja nicht gleich so groß sein wie dieser. Der Kreativität sind aber keine Grenzen gesetzt.  (Vorarlberger Botschaft / Pixabay)

Bremerhaven, 30. November 2021. Der BUND empfiehlt jetzt, Weihnachtsbäume aus ökologischer Waldwirtschaft oder aus anerkannt ökologischen Weihnachtsbaumkulturen zu kaufen. Denn Untersuchungen des BUND haben gezeigt, dass Weihnachtsbäume aus herkömmlicher Produktion nicht selten mit Pestiziden belastet sind. Sollten in der Nähe keine Bio-Weihnachtsbäume angeboten werden, rät der BUND dazu, den Baum vor Ort zu beziehen und beim nächstgelegenen Waldbetrieb nach vorheriger Absprache selber zu schlagen. Um Ressourcen, also Bäume, zu sparen, könne man aber auch einen Weihnachtsbaum selbst bauen und in den nächsten Jahren immer wieder verwenden, plädiert der Umweltverband für den Baumverzicht aus herkömmlicher Produktion.

     

Was im Kleinen geht, funktioniert auch größer mit Ästen oder Holzscheiten.  (Wolfgang Lützgendorf / Pixabay)

„Etwa 90 Prozent der rund 28 Millionen Weihnachtsbäume, die in Deutschland pro Jahr verkauft werden, stammen aus Intensiv-Plantagen“, erläutert Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe. „Dort wird stark gespritzt und gedüngt – zum Schaden von Tieren, Pflanzen, Gewässern und Böden.“ 2020 ließ der BUND die Nadeln von 23 Weihnachtsbäumen von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von knapp 140 Pestiziden untersuchen. Bei 14 Bäumen wurde das Labor fündig. Insgesamt wurden neun verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, von denen sieben zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden (Siehe Bericht unten). „Gesundheitliche Auswirkungen durch pestizidbelastete Weihnachtsbäume auf Menschen, sind nicht auszuschließen“, warnt Quellmalz. „Denn es ist möglich, dass Pestizide in geschlossenen und beheizten Räumen in die Raumluft ausdünsten.“ Die mit entsprechenden Bio-Siegeln gekennzeichneten Bäume stammen dagegen aus Plantagen oder Wäldern, die ökologisch bewirtschaftet werden. Dabei wird auf Kahlschläge, Düngung, Entwässerungsmaßnahmen und den Einsatz von Pestiziden verzichtet. Angesichts der enormen Vernichtung von 28 Millionen Weihnachtsbäumen jedes Jahr appelliert der BUND an die Bürger*innen, auf den Kauf eines Baumes zu verzichten und stattdessen sich selbst einen zu basteln, der wiederbenutzt und immer neu geschmückt werden kann. Quellmalz: „Das schont Ressourcen und Natur gleichermaßen!“ Anregungen für den Selbstbau gibt es reichlich im Internet.

Verkaufsstellen von Öko-Weihnachtsbäumen in bzw. nahe der Region Weser-Elbe finden sich laut Robin Wood zum Beispiel hier (alle Verkaufsstellen unter www.robinwood.de/weihnachtsbäume):

  • Bremen: Gärtnerei von Josef Schumacher . Ab 11. Dezember auf dem Ulrichs-Platz, Ostertorsteinweg, vorm Café "Litfass". Nordmanntannen sowie Blau- und Rotfichten (auch getopft) aus Kulturen von Schulte-Göbel in 57392 Schmallenberg-Felbecke. Tel.: 0421/875950.
  • Bremen-Blumenthal, Ritterhude-Ihlpohl: Baumarktkette Toom. BIO-zertifizierte Nordmann-Tannen, 1,8-2,2m.
  • Bremen, Stuhr-Brinkum und Lüneburg: Baumarktkette Bauhaus. Ab 26. Nov. je 25 Stück/pro Filiale aus den Betrieben von Peter Quast, Wenden und/oder Volker Grüber, Halver.
  • Landkreis Harburg: Minkenhof, Jan Meyer, Itzenbütteler Sod 4, 21266 Jesteburg (Bioland). Weihnachtsbaumkultur zum Selberaussuchen und/oder Selberschlagen. minkenhof(at)gmx.de, www.minkenhof.de, Tel.: 04181/7755.
  • Landkreis Osterholz: Baumschule Lühmann Schwanewede, Straße Langenberg. BIO-Nordmann-Tannen (ca.2-2,5m) vom Betrieb Schulte-Göbel in Schmallenberg. Mo-Fr 9-18 Uhr; Sa 9-16 Uhr und So 10-13 Uhr; baumschule.luehmann(at)t-online.de.
  • Landkreis Stade: Obsthof Lefers (Demeter), Osterjork 140, 21635 Jork. Täglich von 8 bis 17 Uhr bis Heiligabend. Nordmann-Tannen von 0,5-5 m. Tel. 04162/2545678; info(at)lefers.de, www.lefers.de.

     

Auch ein selbstgebastelter Weihnachtsbaum-Wald kann eine Alternative zu einer echten Tanne sein.  (Anita Larbig / Pixabay)