Region Weser-Elbe

Moore und Klima schützen!

BUND gibt Einkaufsführer zum torffreien Gärtnern heraus

Torfabbau ist schädlich für seltene Tiere und Pflanzen sowie für das Klima.  (Georg Wietschorke)

Berlin, 28. März 2023. Zum Beginn der Gartensaison veröffentlicht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine aktualisierte Übersicht zu Erden ohne Torf, die bundesweit in Bau- und Supermärkten, Gartencentern sowie online erhältlich sind.

„Wir appellieren an alle Hobbygärtnernden, nur Erden ohne Torf zu nutzen“, erklärt Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe. „Denn damit können sie wertvolle Moore vor weiterer Zerstörung bewahren und zu Natur- und Klimaschutz beitragen.“ Moore und ihre dicken Torfschichten sind über Jahrtausende gewachsen und speichern viel Kohlenstoff. Werden sie für die Gewinnung von Torf abgebaggert, gehen wichtige Lebensräume für seltene Arten verloren und es gelangen große Mengen des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre. „Moore sind einzigartige Ökosysteme und bedeutende Klimaschützer, die wir bewahren müssen. Torf gehört deshalb auf keinen Fall in den Garten oder in Blumenkübel“, sagt Quellmalz. „Doch um die Nachfrage an Billigblumenerde zu befriedigen, ist – nachdem ein Großteil der hiesigen Moore bereits zerstört ist – der Ausverkauf osteuropäischer Moore in vollem Gange. Es ist eine Katastrophe, wenn diese noch weitgehend intakten Lebensräume abgebaggert und unwiederbringlich zerstört werden.“

Egal, ob für Blumen- oder Gemüsebeet, Balkonkasten, Kräutertopf, Anzucht oder Hochbeet: Es gibt Alternativen ohne Torf. Der BUND listet im aktualisierten „Einkaufsführer torffreie Erden“ Produkte, Hersteller und Verkaufsstellen auf und gibt Tipps, wie sich der Kauf von neuer Erde ganz vermeiden lässt. „Viele Verbraucher wissen nicht, dass sich jede Menge Torf im Sack befindet, wenn sie Blumenerde kaufen. So leisten sie unbewusst der Zerstörung dieses so wichtigen Lebensraumes und der Freisetzung von CO2 weiter Vorschub“, betont der Biologe. Rund zehn Millionen Kubikmeter Torf werden in Deutschland jedes Jahr verbraucht, etwa zweieinhalb Millionen von Hobbygärtnern. Diese Menge in 50-Liter-Gartenerde-Säcke verpackt und hintereinander ausgelegt ergäbe eine Gesamtlänge von circa 40.000 km und entspricht einer kompletten Umrundung der Erde entlang des Äquators. Moore beheimaten zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Goldregenpfeifer, Hochmoorbläuling oder Sonnentau. Das sind Arten die fast nur dort leben können. Zudem bedecken Moore weltweit nur drei Prozent der Landoberfläche, speichern jedoch doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder auf einer rund sieben Mal so großen Fläche. Quellmalz: „Moore sind wahre Klimaschützer.“

Hintergrund

Torf ist eine Ansammlung von nicht oder nur teilweise zersetzter pflanzlicher Substanz und entsteht unter Luftabschluss im Moor. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die Torfmoose, die in Hochmooren wachsen. Ein gesundes Hochmoor wächst in einem Jahr nur etwa einen Millimeter, das sind für einen Meter Torf etwa tausend Jahre. Ist ein Feuchtgebiet erstmal zerstört, dauert es Jahrzehnte, bis es wenigstens wieder von einigen typischen Pflanzen- und Tierarten besiedelt wird und Jahrhunderte, bis sich die ursprünglichen Lebensgemeinschaften wieder zusammenfinden, wenn überhaupt.

In Estland, Lettland, Litauen und Russland sind riesige Moorflächen vorhanden, die nicht nur seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten, sondern auch als Kohlenstoffspeicher eine große Bedeutung haben. Sie zählen zu den größten und kostbarsten Hochmooren Europas. So sind zum Beispiel in Estland rund 22 Prozent der Landesfläche Moor, insgesamt entspricht das einer Fläche von ca. 1 Million Hektar, zehntausend Moore sind über das Land verteilt. Zu Sowjetzeiten wurden große Mengen Torf als Brennstoff und als Einstreu genutzt. In den letzten 30 Jahren haben sich insbesondere deutsche und andere westeuropäische Firmen in diesen Ländern Rohstoffe gesichert, um den expandierenden Gartenbau und die Nachfrage nach Blumenerden in Europa zu bedienen. So werden auf zehntausenden Hektar Moore abgebaggert, um Torf zu gewinnen und zu exportieren.

Weitere Infos beim BUND-Bundesverband


Wohin mit der restlichen Blumenerde?

BUND gibt Tipps zum Umgang mit Rest-Mengen und rät zu torffreier Erde

 (snarlingbunny / Pixabay)

Mit dem Herbst endet die Garten- und Balkonzeit. Die meisten Blumen blühen längst nicht mehr, doch irgendwo steht noch ein halbvoller Sack Erde. Dann stellt sich die Frage: entsorgen oder aufbewahren? Der BUND gibt jetzt Tipps, wie mit Resten umzugehen ist, und rät zu torffreier Erde.

„Blumenerde sollte nicht auf Vorrat gekauft werden, sondern nach dem aktuellen Bedarf“, sagt Bernd Quellmalz, BUND-Regionalgeschäftsführer Weser-Elbe. „Doch das ist leichter gesagt als getan. Meist geht die Gartensaison vorüber und irgendwo steht noch ein angebrochener Sack Erde.“ Der BUND empfiehlt, die Blumenerde nicht wegzuwerfen. Doch es gibt dabei einiges zu beachten. Quellmalz: „Blumenerde arbeitet. Sowohl aus den organischen Substanzen im Substrat, als auch aus den enthaltenen Langzeitdüngern werden kontinuierlich Nährstoffe freigesetzt. Das kann ein Nachteil werden, wenn die Blumenerde lange lagert. Irgendwann ist der Salzgehalt des Substrates so erhöht, dass Schäden an den Pflanzen entstehen können. Auch der pH-Wert des Bodens kann sich verändern, was für manche Pflanzen zum Problem wird.“ Außerdem sei die Struktur älterer Erde weniger stabil, daher gelangt weniger Luft in den Boden. Dadurch kann das Gießwasser nicht mehr richtig ablaufen, und die Pflanze fault eher. „Wer noch alte Erde zu Hause hat, kann sie getrost neu gekaufter Erde untermischen“, gibt der BUND-Sprecher Tipps. „Wer einen Kompost hat, kann das alte Substrat dort beimischen.“ Bis zur Weiterverwendung – ob für Zimmerpflanzen im Haus oder in der nächsten Gartensaison – sollte die vorhandene Blumenerde gut in einem Sack verschlossen werden. Wichtig ist, die Erde möglichst kühl und schattig zu lagern. Hohe Temperaturen und direkte Sonneneinstrahlung beschleunigen die Umwandlungsprozesse.

Der BUND kritisiert, dass viele Blumenerden nach wie vor aus Torf bestehen. „Das ist der Stoff, aus dem auch Moore sind“, betont Quellmalz. „Beim Abbau von Torf werden wertvolle Ökosysteme zerstört. Außerdem gelangt klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre, welches vorher im Torf gespeichert wurde.“ Der BUND-Einkaufsführer für torffreie Erden erklärt genau, worauf Gärtnerinnen und Gärtner in der nächsten Saison achten sollten.

Download